Die Schweiz setzt verstärkt auf kinderfreundliche Gemeinden, um die Lebensqualität für junge Menschen und Familien zu verbessern. Seit 2006 unterstützt UNICEF Schweiz und Liechtenstein die Initiative „Kinderfreundliche Gemeinde“, bei der Städte und Gemeinden konkrete Maßnahmen ergreifen, um das Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen zu fördern.
Bis heute wurden bereits über 70 Gemeinden mit diesem Label ausgezeichnet, darunter sowohl große Städte wie Zürich, Lausanne und Basel als auch kleinere Gemeinden wie Uster oder Köniz. Doch was macht eine Gemeinde kinderfreundlich? Und welche Herausforderungen gibt es bei der Umsetzung solcher Konzepte?
Warum sind kinderfreundliche Gemeinden so wichtig?
Kinderfreundlichkeit bedeutet nicht nur, Spielplätze zu bauen oder Schulen zu modernisieren. Vielmehr geht es darum, dass Kinder und Jugendliche aktiv in die Gestaltung ihrer Umgebung einbezogen werden und ihre Rechte – etwa auf Bildung, Sicherheit und Mitbestimmung – umfassend gewahrt bleiben.
Die wichtigsten Gründe, warum sich Gemeinden für Kinderfreundlichkeit engagieren:
✔ Soziale Integration fördern: Kinderfreundliche Städte schaffen inklusive Räume, in denen alle Kinder, unabhängig von Herkunft oder sozialem Status, gleichberechtigt teilnehmen können.
✔ Sichere Umgebung bieten: Durch verkehrsberuhigte Zonen, sichere Schulwege und gut ausgebaute Spiel- und Freizeitangebote können Kinder sich frei bewegen.
✔ Bildung und Mitbestimmung ermöglichen: Kinder haben das Recht, an politischen und gesellschaftlichen Entscheidungen mitzuwirken, die ihr Leben betreffen.
✔ Nachhaltige Stadtentwicklung fördern: Eine kinderfreundliche Stadt ist auch eine lebenswerte Stadt für alle Generationen, da sie soziale, ökologische und wirtschaftliche Faktoren berücksichtigt.
Laut einer Studie der Universität Bern wünschen sich 78 % der Schweizer Eltern, dass ihre Gemeinde mehr Maßnahmen zur Förderung von Kindern und Jugendlichen ergreift.
Welche Kriterien muss eine kinderfreundliche Gemeinde erfüllen?
UNICEF Schweiz hat klare Standards definiert, die eine Gemeinde erfüllen muss, um als „kinderfreundlich“ ausgezeichnet zu werden. Dazu gehören unter anderem:
🏡 Sichere und kindgerechte Räume: Ausbau von Spielplätzen, Parks und Begegnungsstätten für Kinder.
🚸 Verkehrssicherheit: Einführung von Tempo-30-Zonen, sichere Schulwege und bessere Fußgängerüberwege.
📚 Gute Bildungs- und Betreuungsmöglichkeiten: Ausbau von Krippen, Tagesstätten und schulergänzenden Angeboten.
🗳 Kinder- und Jugendpartizipation: Kinder müssen die Möglichkeit haben, an kommunalen Entscheidungsprozessen mitzuwirken.
🎭 Kulturelle und sportliche Angebote: Zugang zu Vereinen, Jugendzentren und kulturellen Veranstaltungen für alle Kinder.
Diese Maßnahmen tragen nicht nur zur Zufriedenheit der Familien bei, sondern steigern auch die Attraktivität der Gemeinde für junge Menschen und neue Einwohner.
Erfolgreiche Beispiele kinderfreundlicher Gemeinden in der Schweiz
Mehrere Schweizer Städte haben bereits herausragende Projekte umgesetzt, um kinderfreundlicher zu werden. Hier sind einige Best-Practice-Beispiele:
1. Zürich: Partizipation von Kindern in der Stadtplanung
Zürich hat ein eigenes Kinder- und Jugendbüro eingerichtet, in dem Kinder direkt Vorschläge zur Gestaltung ihrer Umgebung machen können.
In Quartierprojekten werden Kinder aktiv in die Planung von Spielplätzen, Schulhöfen und Grünanlagen eingebunden.
Laut einer Umfrage unter Zürcher Kindern fühlen sich 85 % der jungen Bewohner ernst genommen und gehört.
2. Lausanne: „Kinderfreundliche Mobilität“
Lausanne hat ein umfassendes Konzept für sichere Schulwege entwickelt, das spezielle Fußgängerzonen und bessere Beleuchtung beinhaltet.
Das Programm „Zu Fuß zur Schule“ ermutigt Eltern und Kinder, auf das Auto zu verzichten und sich aktiv zu bewegen.
Dadurch ist der Anteil der Kinder, die zu Fuß oder mit dem Fahrrad zur Schule kommen, um 30 % gestiegen.
3. Basel: Mehr Grünflächen für Kinder
Basel hat in den letzten fünf Jahren über 50 neue Spielplätze errichtet und bestehende Grünanlagen umgestaltet.
In vielen Wohnvierteln wurden verkehrsberuhigte Bereiche eingerichtet, in denen Kinder gefahrlos spielen können.
Ein neues Schulhofkonzept sorgt dafür, dass Schulgelände auch außerhalb der Unterrichtszeiten als öffentliche Spielflächen genutzt werden können.
Diese Maßnahmen zeigen, dass kinderfreundliche Gemeinden eine enorme positive Wirkung auf das Wohlbefinden der jungen Generation haben.
Welche Vorteile bringen kinderfreundliche Gemeinden?
Die Förderung von Kindern und Jugendlichen zahlt sich langfristig für alle Bürgerinnen und Bürger aus:
✔ Bessere Lebensqualität: Eine kinderfreundliche Stadt ist auch eine lebenswerte Stadt für Familien, Senioren und alle Generationen.
✔ Höhere Attraktivität für neue Einwohner: Gemeinden mit guter Infrastruktur für Kinder ziehen junge Familien an, was sich positiv auf die Wirtschaft und den Immobilienmarkt auswirkt.
✔ Nachhaltige Entwicklung: Investitionen in Kinder und Bildung sind die beste Vorsorge für eine zukunftsfähige Gesellschaft.
✔ Soziale Gerechtigkeit: Kinderfreundliche Städte fördern Chancengleichheit und verhindern soziale Ausgrenzung.
Laut einer Analyse des Schweizer Gemeindeverbands sind kinderfreundliche Gemeinden wirtschaftlich erfolgreicher, da sie langfristig eine stabile Bevölkerungsstruktur und höhere Lebenszufriedenheit aufweisen.
Herausforderungen bei der Umsetzung
Trotz der vielen Vorteile gibt es einige Herausforderungen:
⚠ Finanzielle Mittel: Der Ausbau von Spielplätzen, Schulwegen und Partizipationsprogrammen erfordert Investitionen, die nicht jede Gemeinde sofort stemmen kann.
⚠ Bürokratie: Neue Maßnahmen müssen oft lange Genehmigungsprozesse durchlaufen, bevor sie umgesetzt werden können.
⚠ Akzeptanz in der Bevölkerung: Manche Bewohner stehen Projekten für Kinder skeptisch gegenüber, wenn sie etwa Verkehrsanpassungen oder höhere Kosten befürchten.
Hier sind klare Strategien und politische Unterstützung entscheidend, um kinderfreundliche Maßnahmen langfristig erfolgreich zu machen.
Wie geht es weiter? Die Zukunft kinderfreundlicher Gemeinden in der Schweiz
📌 Mehr Unterstützung durch den Bund: Die Schweizer Regierung plant, kommunale Programme für Kinder stärker zu fördern.
📌 Digitale Lösungen: Städte setzen zunehmend auf Apps und Online-Plattformen, um Kinder und Jugendliche stärker in Entscheidungsprozesse einzubinden.
📌 Mehr Forschung und Evaluation: Universitäten analysieren, welche Maßnahmen den größten positiven Effekt auf die Entwicklung von Kindern haben.
UNICEF Schweiz will bis 2030 mindestens 150 Gemeinden in der Schweiz als kinderfreundlich zertifizieren.
Laut einer aktuellen Umfrage wünschen sich über 90 % der Schweizer Eltern, dass ihre Gemeinde noch mehr für Kinderfreundlichkeit tut – ein klares Zeichen, dass dieses Thema weiterhin Priorität haben muss.